1.1 Kennzahlen: Einordnung, Begriffe

1.1.4  Merkmale und Eigenschaften von Kennzahlen, Anforderungen

Im Hinblick auf die Erfordernisse einer betriebswirtschaftlich orientierten Steuerung des Geschäftsbetriebs von Unternehmen sowie einer sachkundigen Unternehmensbewertung sind folgende Merkmale und Eigenschaften betriebswirtschaftlicher Kennzahlen von besonderer Bedeutung:

Nr. Merkmale, Eigenschaften
1 Kennzahlen machen bestimmte Zusammenhänge sichtbar, die auf andere Weise kaum oder nicht zu erkennen sind.
2 Kennzahlen erhöhen die Transparenz ("Durchschaubarkeit") der Prozesse durch Aufdecken von Ursache-Wirkung- Zusammenhängen.
3 Kennzahlen zeigen im Periodenvergleich Entwicklungen auf und bilden somit die Grundlage für die Ableitung von Zielen für die künftige Tätigkeit des jeweiligen Unternehmens.
4 Kennzahlen verdeutlichen Stärken und Schwächen des Unternehmens im Vergleich zu anderen Unternehmen und liefern damit Maßstäbe zu bestimmten betriebswirtschaftlichen Sachverhalten.

 

An betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind hohe Anforderungen zu stellen, damit sie ihrer Bedeutung als Instrument der Kontrolle und Steuerung der Leistungsprozesse sowie als Grundlage einer sachkundigen Unternehmensbewertung gerecht werden können.

Nr. Anforderung Anmerkungen
1 Kennzahlen müssen den relevanten Tatbestand bzw. Sachverhalt wahrheitsgemäß und ordnungsgemäß widerspiegeln. Sie müssen verlässlich sein und die Sachverhalte objektiv, das heißt unbeeinflusst von subjektiven Meinungen reflektieren. Angaben - beispielsweise zur "Wirtschaftlichkeit" - nützen wenig, wenn die zugehörigen Berechnungen die gegebene Situation nicht wahrheits- und ordnungsgemäß reflektieren.
Wenn hier zudem keine Aussage dazu gemacht wird, inwieweit Preiseinflüsse bei der Ermittlung der Kennzahl berücksichtigt wurden, ist die Zahlenangabe auch kaum verlässlich.
2 Kennzahlen müssen den relevanten Tatbestand bzw. Sachverhalt aktuell (ohne großen Zeitverzug) widerspiegeln. Werden Ist-Werte zu Kennzahlen wie "Kosten", "Leistung" und dgl. nicht unverzüglich nach Abschluss einer Periode (z. B. Monat, Quartal) ermittelt, entsteht faktisch nur "Archivmaterial", das für praktisches Handeln kaum Bedeutung hat.
3 Kennzahlen sollen nicht nur einen Tatbestand bzw. Sachverhalt widerspiegeln, sondern auch Ursache-Wirkung-Zusammenhänge verdeutlichen. Dies ist vor allem bei Abweichungsanalysen von besonderer Bedeutung.
4 Kennzahlen sollen - außer Zusammenhängen - auch Entwicklungen verdeutlichen. . In die Kennzahlenauswertung sind immer mindestens zwei Perioden einzubeziehen, damit eine Entwicklung zu erkennen ist.
5 Kennzahlen sollen zugleich entscheidungsorientiert aufbereitet werden. Beispiel: Ermittlung der operativen Lücke im Rahmen der Deckungsbeitragsrechnung (siehe Modul 07 "Kosten- und Leistungsrechnung" sowie Modul 09 "Planungsrechnung").
6 Kennzahlen müssen inhaltlich verständlich und ihre Berechnung muss sachlich nahvollziehbar sein. Eine im Kontext zur Bilanzanalyse gemachte Aussage wie
"Das "Working capital sollte mindestens 30 % der Current assets betragen."
wird sicherlich nicht gleich verständlich sein. Der Bezug auf englische Termini ist nicht immer hilfreich.
7 Kennzahlen und speziell Kennzahlensysteme müssen das Kriterium der Konsistenz erfüllen. Kennzahlen, die auf einer Zusammenstellung von Einzelinformationen beruhen, müssen konsistent ("in-sich-stimmig") sein.
Dies ist besonders bei der Bildung von Kennzahlen im Rahmen der Jahresabschlussanalyse zu beachten.