2. Kennzahlensysteme
Begriff, Herleitungen
Kapitelstart Vorherige Seite Nächste Seite Kapitel 1 Kapitel 32.1 Kennzahlensysteme: Begriff, Übersicht
2.1.2 Begriffsbestimmung, Herleitung
In der betriebswirtschaftlichen Praxis, vor allem im Rechnungswesen und Controlling, werden Kennzahlen nicht isoliert, sondern im Rahmen von Kennzahlensystemen genutzt.
Kennzahlensysteme sind geordnete Gesamtheiten betriebswirtschaftlicher Kennzahlen. Sie entstehen aus der logischen und /oder. mathematisch beschreibbaren Verknüpfung einzelner Kennzahlen unter Beachtung ihres sachlich sinnvollen Bezugs zueinander und der Rangordnung der jeweiligen Kennzahl im betreffenden System.
Kennzahlensysteme sollten auf ein definiertes übergeordnetes Ziel ausgerichtet sein.1
Kennzahlensysteme können auf logisch-deduktivem oder auf
empirisch-induktiven Wege hergeleitet und bestimmt werden.
Bei der logisch-deduktiven Herleitung
eines Kennzahlensystems werden definitions-logisch sowie
mathematisch beschreibbare Beschreibungen und Umformungen genutzt.
So kann
- um ein Beispiel zu nennen - die
Umsatzrentabilität als prozentuales Verhältnis von
Gewinn G [EUR/a] zu den Umsatzerlösen
U [EUR/a] bestimmt werden. Im weiteren
Schritt kann der Gewinn G als Differenz
zwischen dem Deckungsbeitrag DB [EUR/a]
und den Fixkosten Kf [EUR/a]
berechnet werden, während sich die Umsatzerlöse U
aus folgender Berechnung ermitteln lassen: U = ∑
qk * Pk
, worin qk die Absatzmengen
der Erzeugnisse k [ME/a] (mit k = 1,2,
..., n) und Pk die zugehörigen
Verkaufspreise [EUR/ME] bedeuten.
Der Vorteil einer
solchen Herangehensweise wird darin gesehen, dass die
Beziehungen zwischen den Einzelgrößen offengelegt und im
Weiteren nachprüfbar sind. Derartige Kennzahlensysteme
eignen sich daher besonders gut für Kennzahlensimulationen.
Kennzahlensysteme. die definierte mathematische
Beziehungen zwischen den Einzel-Kennzahlen aufweisen,
werden auch Rechensysteme genannt
(siehe Bild 2.01; Beispiel:
Du-Pont-Kennzahlensystem, Abschnitt 2.2).
Bei der
empirisch-induktiven Herleitung eines
Kennzahlensystems beruht dagegen auf der Zusammenführung
von Erkenntnissen zu Ursache-Wirkung-Beziehungen in der
betrieblichen Praxis.
Derartige Erkenntnisse entstehen
in der Regel aus Ergebnissen von Expertenbefragungen sowie
aufgrund von Plausibilitätsüberlegungen.
Inwieweit die
gefundenen Ursache-Wirkung-Beziehungen im hinreichenden
Maße die Realität widerspiegeln, kann nachfolgend durch
statistische Untersuchungen überprüft werden.
Kennzahlensysteme. die lediglich
sach-logische Beziehungen, aber keine
mathematischen Verknüpfungen zwischen den Einzel-Kenzahlen
aufweisen, werden auch Ordnungssysteme
genannt
(siehe Bild 2.01; Beispiel:
Balanced Scorecard, Abschnitt 2.7).
In
einigen Fällen beruht die Herleitung eines
Kennzahlensystems auf einer Kombination der beiden
genannten Wege, wobei die Erarbeitung
eines entsprechenden Modells zu
den in Betracht gezogenen Kennzahlenbeziehungen eine
gewichtige Rolle spielt.
1 Siehe hierzu auch: |
von KÄNEL, S.: Betriebswirtschaftslehre. Eine Einführung. Springer-Gabler Verlag, Wiesbaden. |
KRALICEK, P. u. a.: Kennzahlen für den Geschäftsführer. Redline Verlag, München.. |
KRÜGER, G. H.: Mit Kennzahlen Unternehmen steuern. NWB Verlag, Herne. |
MEYER, C.: Betriebswirtschaftliche Kennzahlen und Kennzahlen-Systeme. Verlag Wissenschaft & Praxis, Mannheim. |
STEGER, J.: Kennzahlen und Kennzahlensysteme. NWB Verlag, Herne.. |