2.1 Kennzahlensysteme: Begriff, Übersicht

2.1.2   Begriffsbestimmung, Herleitung

In der betriebswirtschaftlichen Praxis, vor allem im Rechnungswesen und Controlling, werden Kennzahlen nicht isoliert, sondern im Rahmen von Kennzahlensystemen genutzt.

Kennzahlensysteme sind geordnete Gesamtheiten betriebswirtschaftlicher Kennzahlen. Sie entstehen aus der logischen und /oder. mathematisch beschreibbaren Verknüpfung einzelner Kennzahlen unter Beachtung ihres sachlich sinnvollen Bezugs zueinander und der Rangordnung der jeweiligen Kennzahl im betreffenden System.
Kennzahlensysteme sollten auf ein definiertes übergeordnetes Ziel ausgerichtet sein.1

Kennzahlensysteme können auf logisch-deduktivem oder auf empirisch-induktiven Wege hergeleitet und bestimmt werden.

Bei der logisch-deduktiven Herleitung eines Kennzahlensystems werden definitions-logisch sowie mathematisch beschreibbare Beschreibungen und Umformungen genutzt.
So kann - um ein Beispiel zu nennen - die Umsatzrentabilität als prozentuales Verhältnis von Gewinn G [EUR/a] zu den Umsatzerlösen U [EUR/a] bestimmt werden. Im weiteren Schritt kann der Gewinn G als Differenz zwischen dem Deckungsbeitrag DB [EUR/a] und den Fixkosten Kf [EUR/a] berechnet werden, während sich die Umsatzerlöse U aus folgender Berechnung ermitteln lassen: U = ∑ qk  * Pk , worin qk die Absatzmengen der Erzeugnisse k [ME/a] (mit k = 1,2, ..., n) und Pk die zugehörigen Verkaufspreise [EUR/ME] bedeuten.
Der Vorteil einer solchen Herangehensweise wird darin gesehen, dass die Beziehungen zwischen den Einzelgrößen offengelegt und im Weiteren nachprüfbar sind. Derartige Kennzahlensysteme eignen sich daher besonders gut für Kennzahlensimulationen.
Kennzahlensysteme. die definierte mathematische Beziehungen zwischen den Einzel-Kennzahlen aufweisen, werden auch Rechensysteme genannt (siehe Bild 2.01; Beispiel: Du-Pont-Kennzahlensystem, Abschnitt 2.2).

Bei der empirisch-induktiven Herleitung eines Kennzahlensystems beruht dagegen auf der Zusammenführung von Erkenntnissen zu Ursache-Wirkung-Beziehungen in der betrieblichen Praxis.
Derartige Erkenntnisse entstehen in der Regel aus Ergebnissen von Expertenbefragungen sowie aufgrund von Plausibilitätsüberlegungen.
Inwieweit die gefundenen Ursache-Wirkung-Beziehungen im hinreichenden Maße die Realität widerspiegeln, kann nachfolgend durch statistische Untersuchungen überprüft werden.
Kennzahlensysteme. die lediglich sach-logische Beziehungen, aber keine mathematischen Verknüpfungen zwischen den Einzel-Kenzahlen aufweisen, werden auch Ordnungssysteme genannt (siehe Bild 2.01; Beispiel: Balanced Scorecard, Abschnitt 2.7).

In einigen Fällen beruht die Herleitung eines Kennzahlensystems auf einer Kombination der beiden genannten Wege, wobei die Erarbeitung eines entsprechenden Modells zu den in Betracht gezogenen Kennzahlenbeziehungen eine gewichtige Rolle spielt.


					  Bild 2.01: Kennzahlensysteme als Ordnungs- bzw. 
					  Rechensysteme
Bild 2.01: Kennzahlensysteme als Ordnungs- bzw. Rechensysteme

1 Siehe hierzu auch:
von KÄNEL, S.: Betriebswirtschaftslehre. Eine Einführung. Springer-Gabler Verlag, Wiesbaden.
KRALICEK, P. u. a.: Kennzahlen für den Geschäftsführer. Redline Verlag, München..
KRÜGER, G. H.: Mit Kennzahlen Unternehmen steuern.  NWB Verlag, Herne.
MEYER, C.: Betriebswirtschaftliche Kennzahlen und Kennzahlen-Systeme. Verlag Wissenschaft & Praxis, Mannheim.
STEGER, J.: Kennzahlen und Kennzahlensysteme. NWB Verlag, Herne..